Lernen von den Besten: David JP Phillips: Tod durch Powerpoint
Der Vortrag ist so zeitlos wie wertvoll. David Phillips erzählt nicht nur, was bei Powerpoint-Vorträgen schief geht, er erklärt nicht nur, wie das besser geht, sondern er macht auch noch Experimente mit dem Publikum, um seinen Punkt zu vertiefen.
„Warum finden wir uns damit ab?“
Eine Frage als Aufmacher zu einem Vortrag, ist oft eine gute Idee, denn sie verlangt nach Antworten. Und die Teilnehmer werden von Beginn an mitdenken und mindestens implizit Antworten geben. Sie schafft sofort eine Verbindung zum Publikum, sofern die Frage gut gewählt ist, und ein Thema in den Mittelpunkt rückt, das für das Publikum wichtig ist. Idealerweise lautet die implizite Antwort nicht: Wen interessiert denn der Quatsch?
„Warum finden wir uns damit ab?“
David Phillips impliziert noch mehr in dieser Frage. Sie ist kritisch. Der Vortrag wird weh tun, und zwar den Teilnehmern. Die Frage impliziert, dass auch das Publikum längst hätte handeln müssen. Und die Frage verspricht eine Antwort. Das Thema des Vortrags lautet „Tod durch Powerpoint“ und Phillips macht mit der Eingangsfrage den Teilnehmern Hoffnung, dass er Lösungswege anbieten wird, damit nicht so viele Zuhörer während des nächsten eigene Vortrags verenden.
Der Vortrag selbst beschäftigt sich natürlich mit einem wichtigen Kern der Themen dieser Website, aber es ergibt wenig Sinn, die Inhalte an dieser Stelle in Textform erneut herunter zu beten. Schauen Sie sich den Tad-Talk lieber selbst an. Es lohnt sich.
Hier die Minikurzform:
- Ein Gedanke pro Folie
- Keine Fließtexte
- Maximal 6 Objekte pro Folie
- Das Wichtigste ist am Größten (und nicht die Überschrift)
- Ein dunkler Hintergrund stärkt die Präsenz des Vortragenden
Aber es gibt zwei bemerkenswerte Details darin. Drei Details, die sich in jedem Vortrag gut machen, ungeachtet der Frage, ob dabei eine Präsentation läuft.
- Humor
Natürlich, sagt der geneigte Leser, zweifelt aber implizit daran, dass er selbst beim Publikum lustig rüberkommt. Humor, so lautet das landläufige Klischee ist nur bestimmten Talenten gegeben, vor allem, wenn es um den öffentlichen Auftritt geht. Das ist Unsinn. David Phillips selbst hat einen wunderbaren Vortrag darüber gehalten, wie man eine Grundausstattung an Humor lernen kann.
Nur ein einfaches Beispiel: Nehmen Sie eine fast beliebige aktuelle Nachrichtenmeldung und übertragen Sie die Essenz auf ein anderes Themenfeld. Entweder ist das Ergebnis bereits absurd, oder sie haben eine Metapher geschaffen, die die Nachricht selbst aufs Korn nimmt.
Nachricht von Heute zur RTL-Serie Bachelor: Genau vor dem Typ Mann würde ich meine beste Freundin beschützen wollen.
Gedankliches Prinzip: Eulen nach Athen tragen. Das hätte man vorher wissen können.
Übertragung: Das ist so, als sagt die Ehefrau zum Feuerwehrmann: Sei vorsichtig, es soll heute sehr heiß werden.
Unabhängig davon, ob dieser kleine Gag gut oder schlecht ist. Er zeigt, wie einfach Pointen entstehen.
Ähnlich funktioniert auch, wenn man eine News einfach weiterdenkt.
Nachricht von heute: Das Realme 8 ist das dünnste und leichteste Smartphone
Prinzip: Hauptmerkmale übertreiben
Weiterdreh: Der Packung liegt eine Warnung bei, dass man das Smartphone auf keine Fall nach Benutzung auswringen und aufrollen sollte
Phillips ist der festen Ansicht, dass man lernen kann, auf der Bühne humorvoll zu sein. Oft kommt es nur auf die Übung an.
2. Das Live Experiment
Wer den Menschen etwas erklären möchte und dadurch sogar deren Verhalten ändern will, muss seine Kompetenz beweisen. Der Zuhörer ist grundsätzlich skeptisch. Manche Speaker können sich über so viel Popularität freuen, dass die Person die Kompetenz immer mitträgt. Philip Lahm traut man ohne weiteres zu, einen Vortrag zu Motivation, Leistungsgesellschaft oder natürlich Sport zu halten.
Der „normale“ Speaker muss sich diesen Kredit erst verdienen. Er kann das durch das Zitieren von Zahlen, Daten, Fakten und Studien, die seine These belegen. Er kann einen etablierten Experten zitieren und von der Ausstrahlung dessen Kompetenz zehren. Und er kann seine Kompetenz oder die Richtigkeit des Gesagten einfach live beweisen.
Und genau das macht David Phillips. In einer Handvoll kleiner Experimente und Tests mit dem Publikum, macht er seine Punkte überdeutlich. Nicht nur wird der Unterschied zwischen schlechter und guter Präsentation klar, sondern der Zuschauer fühlt diesen Unterschied am eigenen Leib. Dadurch verstärken sich Wirkung und Erinnerbarkeit.
Bei der Frage nach der idealen Menge der Objekte auf einer Folie wirft er „virtuell“ auf dem Bildschirm Bälle in die Luft und lässt diese durchs Publikum zählen. Sofort wird deutlich, dass es dem Publikum schwer fällt, mehr als sechs Objekte schnell zu erfassen. Das liegt daran, dass kleine Zahlen nicht gezählt sondern erkannt werden. Ordnet man die sechs Element wie auf einer Würfelseite an, braucht der Zuschauer nicht zu zählen. Er überblickt die Summe der Objekte auf einen Blick.
3. Gamefication
Was ist für die meisten Vortragenden der klassische Abschluss eines Vortrags. Es sind die Takeaways. Es geht um: Was haben wir gelernt.
Erneut verlangt David eine – minimale – kognitive Leistung von seinem Publikum und sorgt dadurch für Involvement. Die Takeaways sind als Kreuzworträtsel in Form eines Lückentextes arrangiert. David Phillips stellt Fragen und das Publikum soll laut die Lösungsworte rufen. Das sitzt. Die Inhalte werden gleichzeitig zusammengefasst und nochmal ins Gehirn der Zuschauer geschmiedet. Und David Phillips hat die wunderbare Schlussformel für den Vortrag angelegt: Herzlichen Glückwunsch.